Die Sandwüste Rub al-Chali an der Grenze zwischen Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten
© Daniel Schoenen/Offset by Shutterstoc
Lebenszeichen im „leeren Viertel“
Ist das eine Fata Morgana? Entgegen aller Wahrscheinlichkeit wächst hier inmitten der endlosen Dünen der Rub-al-Chali-Wüste im Süden der Arabischen Halbinsel tatsächlich ein Baum. Die Rub al-Chali – übersetzt bedeutet das in etwa „leeres Viertel“ – gleicht einem gigantischen Meer aus Sand. Sie hat eine Ausdehnung von über 680.000 Quadratkilometern und ist damit die größte zusammenhängende Sandwüste der Erde. Die Rub al-Chali bedeckt den größten Teil des südöstlichen Saudi-Arabiens sowie kleinere Bereiche im Jemen, Oman und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die nahezu menschenleere Wüste gilt als eine der trockensten Regionen weltweit und große Teile sind bis heute unerforscht. Einige Dünen sind bis zu 300 Meter hoch und die flachen Ebenen zwischen ihnen – die so genannten Sabkhas – sind mitunter so weich sein, dass Fahrzeuge, Kamele und Personen sehr leicht steckenbleiben können.
Die Rub al-Chali war nicht immer so trocken. Vor 2.000 bis 6.000 Jahren kam es zu mehreren Intervallen von verheerenden Regenfällen, vergleichbar mit den heutigen Monsunen. Diese massiven Niederschläge ließen seichte Seen in den Vertiefungen zwischen den Dünen entstehen. Die meisten dieser Gewässer existierten nur vorübergehend, doch einige überdauerten Hunderte von Jahren und boten einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren, darunter auch großen Geschöpfen wie Flusspferden, Wasserbüffeln und Langhornrindern, eine wichtige Lebensgrundlage. Sogar bis in die heutige Zeit kommt es in dieser Wüste hin und wieder zu Niederschlägen. Im Mai 2018 brachte der Zyklon „Mekunu“ beispielsweise so viel Regen, dass sich erneut Seen in der Rub al-Chali bildeten. Es war das erste Mal seit über 20 Jahren, und eine der seltenen Gelegenheiten, zu denen das „leere Viertel“ überhaupt nicht mehr so leer aussah.