Büßereis-Formationen am Paso de Agua Negra in der Región de Coquimbo, Chile
© Art Wolfe/Danita Delimon
Ein „Wald“ aus Eisspitzen
Wären diese gefrorenen Formationen im wörtlichen Sinne benannt worden, würden wir sie vermutlich unter der Bezeichnung „Umgekehrte Eiszapfen“ kennen. Doch die Vermessung der Anden, zu denen auch dieser Gebirgspass oberhalb der Atacamawüste in Chile gehört, wurde von spanischen Eroberern vorgenommen, die poetischere Namen bevorzugten. Sie verglichen Formationen wie diese mit einer großen Menge knieender Figuren, die sich ehrfurchtsvoll der Sonne zuwenden – ähnlich büßenden Glaubensanhängern während des Gottesdienstes. Daher rührt die Bezeichnung „Nieve de los Penitentes“ (deutsch „Schnee der Büßer“ oder „Büßereis) für derartige Eispyramiden.
Einige der beeindruckendsten Büßereis-Formationen finden sich in trockenen Bereichen der Anden. Dort erreichen sie Höhen von bis zu sechs Metern. Doch die Eispyramiden können sich überall dort bilden, wo direkte Sonneneinstrahlung auf Schnee trifft und ihn schneller verdampfen lässt, als er zu Wasser schmelzen kann. Da Schnee keine perfekt ebene Oberfläche ist, verwandeln sich einige Stellen der Schneedecke schneller in Dampf als andere, wodurch Gruben entstehen, die das Sonnenlicht weiter reflektieren. Dies beschleunigt die Verdampfung in den Gruben und vertieft sie oft bis zum Boden, wobei die nicht geschmolzenen Schneeteile dazwischen als „Büßer“ stehen bleiben.