Traditionelle Molas des Kuna-Volks, San-Blas-Inseln, Panama
© Lars Schneider/Tandem Stills + Motio
Diese Muster erzählen eine Geschichte
Ist es möglich, dass ein Kleidungsstück das Wesen eines ganzen Volkes auszudrücken vermag? Normalerweise nicht, aber im Fall der indigenen Ethnie der Kuna in Panama könnten diese in Handarbeit genähten Textilien eine Ausnahme bilden. Molas, was in der Sprache der Kuna so viel wie „Kleidung“ bedeutet, sind ein traditioneller Teil der Tracht der Kuna und werden von den Frauen auf Vorder- und Rückseite der Bluse getragen. Auch heute tragen sie viele Kuna-Frauen über ihrer modernen Garderobe.
Die Textilien zeigen abstrakte geometrische Muster und natürliche Motive wie Schildkröten, Blumen, Vögel und Fische. In der Vergangenheit bemalten die Frauen ihre Körper mit den gleichen Mustern und Motiven. Im späten 19. Jahrhundert begannen Sie damit, sie in Näharbeiten zu verwenden, statt sich selbst zu bemalen. Molas werden aus bis zu sieben Lagen Stoff in Hunderten Stunden Handarbeit genäht – die Herstellung übernehmen hauptsächlich Frauen. Dabei kommen verschiedene Applikations- und Sticktechniken zum Einsatz.
Doch Molas haben über den modischen Zweck hinaus noch eine tiefgründigere Bedeutung für das Volk der Kuna. Ihr einstiges Siedlungsgebiet im heutigen Kolumbien mussten sie nach jahrzehntelangen Kämpfen mit spanischen Kolonialisten Ende des 18. Jahrhunderts verlassen und sich im San-Blas-Archipel in Panama niederlassen. Anfang des 20. Jahrhunderts sahen sich die Kuna durch Maßnahmen der dortigen Regierung drangsaliert, die das Tragen von Molas und anderer traditioneller Tracht untersagte. Es kam zu einem Aufstand in dessen Zuge die Kuna die politische Unabhängigkeit erlangten, die sie bis heute genießen. Für viele Kuna sind die Molas nicht nur Handarbeiten, sondern auch Symbole ihrer Selbständigkeit.
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