Ein NASA-Astronaut verrichtet Außenarbeiten an der Internationalen Raumstation, 2006
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Premiere vor 55 Jahren. Ein Spaziergang über der Stratosphäre
Wenn Ihnen bei der Ansicht dieses in 400 Kilometer Höhe aufgenommenen Fotos schwindlig wird, dann stellen Sie sich vor, wie sich Alexei Leonow am 18. März 1965 gefühlt haben mag. Der sowjetische Kosmonaut war der erste Mensch, der sein Raumschiff verließ und lediglich mit einer Leine gesichert im Weltraum schwebte. In Fachkreisen wird ein solches Manöver als „Außenbordeinsatz“ bezeichnet, doch man kann es auch schlicht „Weltraumspaziergang“ nennen.
Leonow verbrachte 12 Minuten außerhalb des in der Erdumlaufbahn befindlichen Raumschiffs Woschod 2. Er ging ein hohes Risiko ein, denn niemand wusste, wie sich das im Weltraum herrschende Vakuum auf den menschlichen Körper auswirken würde. Da sich sein Raumanzug während seines Aufenthalts im All wie ein Ballon aufgebläht hatte, schaffte es Leonow nur unter großen Schwierigkeiten zurück in die Luftschleuse der Raumkapsel. Zum Glück wurden die Weltraumausstiege perfektioniert, und das schwindelerregende Panorama ist mittlerweile ein gewohnter Anblick für die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS.
Bei dem Weltraumspaziergänger auf dem Foto handelt es sich nicht um Leonow, sondern um den NASA-Astronauten Robert Curbeam, der damit beschäftigt ist, eine fehlerhafte Komponente auszutauschen. Während seiner Mission im Jahre 2006 stellte Curbeam einen neuen Rekord auf: Er verbrachte bei vier Weltraumausstiegen mehr als 24 Stunden außerhalb der ISS. Seit dem ersten ISS-Weltraumausstieg 1998 wurden insgesamt mehr als 227 Außenbordeinsätze von einer großen Anzahl von Astronauten unternommen – darunter 2019 ein Meilenstein der Raumfahrtgeschichte, bei dem erstmals ausschließlich Frauen im Weltall spazieren gingen.